Bericht über die Mitgliederversammlung 2020 der DGMM am 27.08.2021

Information
Zur coronabedingt in den Sommer verschobenen Mitgliederversammlung 2020 fanden sich am 27.08.2021 36 DGMM-Mtglieder im Cafe Elbfaire in der Hafencity Hamburg ein. Der eigentlichen Mitgliederversammlung war ein öffentlicher Vortragsteil vorangestellt, in dem es – wie könnte es anders sein – um die Auswirkungen der Pandemie auf die Seefahrt und die Seeleute ging.

Diakon Hille von der Deutschen Seemannsmission Duckdalben berichtete von den großen Schwierigkeiten, in den ersten Wochen der Pandemie Kontakt zu den durch eine allgemeine Landgangsbeschränkung isolierten Seeleuten herzustellen. Durch einen intensiven Besuchsdienst und später gezielten Gruppenöffnungen in den Seemannsheimen konnte die Betreuung sichergestellt werden. Mit großer Dankbarkeit sei von den multinationalen Besatzungen ein trotz unüberwindbar scheinender bürokratischer Hürden durchgesetztes Corona-Impfangebot an alle Seeleute aufgenommen worden.

Dr. Machens, der auf eine lange Erfahrung als Schiffsarzt und medizinischer Berater von Kreuzfahrtreedereien zurückblicken kann, teilte seine persönlichen Eindrücke als Schiffsarzt eines in ostasiatischen Seegebieten fahrenden Kreuzfahrtschiffes mit, das von der pandemischen Ausbreitung der Covid-19-Infektion überrascht wurde. Schlagartig brach das bis dahin so erfolgreiche Geschäftsmodell der Kreuzfahrttouristik in sich zusammen, die Gäste wurden ausgeschifft und die im Hotelbetrieb tätigen Besatzungsmitglieder waren arbeitslos. Dr. Machens fokussierte in seinen weiteren Ausführungen auf das Schicksal der oft aus prekären asiatischen Staaten stammenden multiethnischen Besatzungen, die mit ihrer Heuer eine meist vielköpfige Familie in ihren Heimatländern ernähren müssen. Die Entlassung oder eine radikale Gehaltskürzung bedeuten für sie den Verlust der Existenzgrundlage. Der Referent appellierte daran, die akut bedrohliche Lage der Besatzungen von Kreuzfahrtschiffen in der Pandemie nicht aus dem Auge zu verlieren.

Die Bedeutung von Infektionskrankheiten für Seestreitkräfte in Geschichte und Gegenwart strich der Admiralarzt der Marine, Dr. Apel, in dem abschließenden Vortrag heraus. Ganze Schiffsbesatzungen wurden in früheren Jahrhunderten durch Seuchen wie Pest, Cholera oder Malaria dahingerafft. Ein hoher Personalausfall musste bei längeren Seefahrten von den Kapitänen immer einkalkuliert werden. Abgesehen von dem Verlust an Personal und Material hingen Infektionskrankheiten und Seefahrt noch auf eine andere fatale Weise zusammen: der Seefahrt kam eine wenn nicht die wesentliche Rolle in der Verbreitung von Seuchen wie zum Beispiel der Pest zu. Letztere trat vielfach über Hafenstädte ihren verheerenden Zug durch die mittelalterlichen Staaten und Reiche an. Im ersten Weltkrieg wurde die spanische Grippe auf dem Seeweg durch amerikanische Soldaten nach Europa gebracht. Auch die jüngste Pandemie SARS-CoV-2 hat, wie wir wissen, die Seefahrt und auch die Seestreitkräfte nicht verschont. Der Ausbruch auf zwei Flugzeugträgern, der US-amerikanischen „Theodore Roosevelt“ und der französischen „Charles de Gaulle“ hat zum zeitweisen Verlust bzw. Gefährdung der Einsatzfähigkeit dieser größten militärischen Seeeinheiten geführt. Auch die deutsche Marine wurde von Coronainfektionen betroffen. Ein konsequentes Hygienemanagement, Quarantänemaßnahmen, Testungen und jetzt Impfungen konnten größere Ausbrüche verhindern.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung konnte der "alte" Vorstand entlastet werden und ein neuer Vorstand gewählt werden. Nur Frau Eva Sabine Neuhöfer stellte sich auf eigenen Wunsch nicht mehr für das Vorstandsamt zu Verfügung. Als langjähriges Mitglied der AG Offshore bleibt sie der DGMM jedoch mit gewohnt hohem und kompetenten Engagement erhalten. Der neue und alte Vorstand dankte ihr herzlich für ihre wertvolle Arbeit. Die Mitgliederversammlung sprach den weiteren Mitgliedern des Vorstandes erneut ihr Vertrauen aus, sodass die eingespielte Arbeit nahtlos fortgeführt werden kann. Besonders begrüßt wurde unsere neue Beisitzerin Frau Julia Johanna Grannemann, die bereits langjährig in der AG Kreuzfahrtmedizin tätig ist und hier als stellvertretende Leitung fungiert. Die neue Zusammensetzung des Vorstandes finden Sie hier.

Besonderes Interesse erweckte die Berufung eines neu geschaffenen Beirates, der den Vorstand und die Mitglieder der DGMM in Zukunft fachlich zur Seite stehen wird. Den berufenen Mitgliedern des Beirates dankt der Vorstand besonders für ihre Bereitschaft, dieses wertvolle Aufgabe zu übernehmen und freut sich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Ebenfalls im Rahmen der Jahreshauptversammlung konnte die AG Kreuzfahrtmedizin ihren ersten Entwurf eines Curriculums für die Ausbildung von Schiffsärzt*innen vorlegen. Dieses Dokument steht unseren Mitgliedern nun bis zum 15.10.2021 zur Kommentierung und Mitarbeit zur Verfügung. Im internen Bereich dieser Internetseite können Sie es einsehen und direkt bearbeiten. Der Öffentlichkeit wird das Dokument selbstverständlich nach Fertigstellung an dieser Stelle zur Verfügung gestellt!

Eine besondere Freude ist uns der Vollzug der Gründung der AG Geschichte der Maritimen Medizin. Herr Frederic Vongehr als Leiter der Arbeitsgruppe freut sich über Mitstreiter*innen! Melden Sie sich gern bei Interesse unter info@maritimemedizin.de.

Einen ausführlichen Bericht über die Jahreshauptversammlung 2020 finden unsere Mitglieder ebenfalls im internen Bereich.

Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr Maritime Medizin und verbleiben mit maritimen Grüßen,

Ihr Vorstand