Präsenz der DGMM im Rahmen des Congress for Tropical Medicine (CTM)

Information

Wie bereits in der letzten Ausgabe der FTR beschrieben, fand vom 23. bis 25. Juni 2022 die Tagung der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) (Congress for Tropical Medicine) in Rostock statt. Auf expliziten Wunsch der Kongressorganisation war unsere Fachgesellschaft auf dieser Tagung inhaltlich stark präsent, um den Austausch der Fachgesellschaften und das gegenseitige Verständnis der jeweils wissenschaftlichen Akzentuierungen zu fördern. Dabei war vorgesehen, dass sich unsere Fachgesellschaft an drei Tagen mit den Themenschwerpunkten „Medizinische Versorgung an Bord“, „Infektionsausbruchsmanagement auf Schiffen“ und „COVID-19 Impferfahrungen bei Seeleuten“ im Rahmen einer jeweils eigenen maritim-medizinischen Sektion präsentiert. Hierbei wurde speziell Wert darauf gelegt, die maritime Situation aus den verschiedenen Perspektiven der Kauffahrtei- und Kreuzfahrtschifffahrt bzw. der Marine darzustellen.

Am 23.06.2022 fand die 1. Maritime Medizin Sitzung unter Vorsitz von Herrn Dr. Abel und Herrn Dr. Tülsner statt. Einleitend referierte Herr Dr. Abel zum Thema „Medizinische Versorgung auf Handelsschiffen“.

In dem zweiten Vortrag dieser Sitzung gab Herr Dr. Buchholz einen Überblick über die „Medizinische Versorgung auf Marineschiffen“.

Der dritte Vortrag des ersten Kongresstages fokussierte die „Medizinische Versorgung auf Kreuzfahrtschiffen“.

Durch die Maritime Medizin Sitzung des 2. Kongresstages führten Herr PD Dr. Oldenburg und Herr Dr. Buchholz. Zunächst stellte Herr Sevenich in seinem Vortrag die „Hygienesituation auf einem Kreuzfahrtschiff während der Pandemie“ vor.

Als zweiter Referent gab Herr Dr. Buchholz einen Überblick zur „Pandemiebekämpfung auf Marineschiffen“.

Schließlich referierte Herr Dr. Oldenburg am zweiten Kongresstag über die „Psychosozialen Auswirkungen der Pandemie auf Seeleute“. Dabei wies er darauf hin, dass evidenzbasiere Aussagen hierzu nicht möglich sind, da sich in den letzten 3 Jahren nur wenige wissenschaftliche Studien dieses Themas angenommen hatten. Dabei handelte es sich oftmals um kleine Querschnittserhebungen von Schiffsbesatzungen. Problematisch seien hierbei mitunter starke Bias bei den Erhebungen (z.B. Antwortverzerrungen infolge einer sozialen Erwünschtheit insbesondere unter asiatischen Besatzungsmitgliedern) sowie unterschiedliche Erfassungsinstrumente der psychosozialen Auswirkungen und Erhebungszeitpunkte während der Pandemie, wodurch eine Vergleichbarkeit der Studienergebnisse deutlich eingeschränkt werde.

Die Schwere der psychosozialen Auswirkungen korrelierte mit den pandemiebedingten Einschränkungen. In einer Studie von Bayi et al. (2021) mit 439 Seeleuten fanden sich bei rund 12% der Untersuchten Hinweise für eine Depression, wobei das Risiko für Depressionen mit 20% pro Monat Aufenthaltsdauer an Bord zunahm und Offiziere offenbar signifikant öfter psychosozialen Stress erlebten. Zahlreiche Interviews von Schiffsbesatzungen ergaben zudem, dass viele Seeleute die stringenten Reiserestriktionen ihrer Heimatländer als besonders belastend empfanden. Weitere psychosoziale Auswirkungen ergaben sich für Schiffsbesatzungen durch eine z.T. eingeschränkte gesundheitliche Versorgung und Vorsorge an Bord.

Erfreulicherweise hat sich insgesamt die pandemische Situation in den letzten Monaten auch in der Schifffahrt etwas entspannt, wodurch sich die psychosozialen Auswirkungen auf die Seeleute reduziert haben. Mittlerweile sind die Freizeiteinrichtungen in den Häfen, insbesondere die Seemannsmissionen, wieder geöffnet.

Am dritten Kongresstag wurde die Maritime Medizin von Frau Dr. Schlaich und Herrn Dr. Verbist geleitet. Frau Dr. Schlaich führte einleitend die „Infektionsrisiken in der Berufsschifffahrt“ aus.

Anschließend präsentierte der amtierende IMHA Präsident Rob Verbist einen Vortrag zum Thema „Covid from the view of a harbour doctor“.

Herr Dr. Beyer beendete die 3. Sitzung Maritime Medizin mit seiner Präsentation zum Thema „Impfung auf Schiffen im Hamburger Hafen“.

Die zum Teil lebhaften Diskussionen und Nachfragen der Kongress-Teilnehmer zeugen dafür, dass das Interesse an der Maritimen Medizin erfreulich hoch ist. Die Präsenz der DGMM auf der Tagung der DTG hat dazu beigetragen, dass der wissenschaftliche Austausch der beiden Fachgesellschaften bestärkt wurde.